Archivé: Bern. Geordnete Verwunderung
09/09/22 — 16/10/22
Galerie, 2. OG
Vernissage:
Do, 08.09.2022, 18.30 Uhr
KuratorinRebecka Domig
Ausstellungsfotos
Alexander Gempeler
Dies ist eine Hommage.
Was unterscheidet Bern von der Welt? Welche Eigenschaften sind dem graugrünen Sandstein seiner Architektur eingeschrieben? Wo genau fliesst der Stadtbach durch? Wie fällt das Licht an einem Samstagnachmittag auf die Pläffe, welchen Ton macht ein Zug bei der Einfahrt nach Bern, wie warm ist die Aare an einem Tag im September? Wo liegt in Bern die Vergangenheit und wo die Zukunft? Bern ist eine facettenreiche Stadt. Es gibt vieles, worüber man sich wundern, worüber man staunen kann. Die Ausstellung «Bern. Geordnete Verwunderung» ist ein Liebesbrief an die Stadt und versammelt Positionen, die sich auf eigene Art und Weise mit Bern beschäftigen. Als Material dient der Stadtraum, der aufgenommen und in eine eigene Ordnung überführt wird. Dies geschieht zum Teil durch Fotografie und Film, zum Teil durch ein Farbsystem, durch Codierung oder Katalogisierung. Ein Anknüpfungspunkt ist die Promenadologie, die Gehen als Wissenschaft versteht. Beim Spazierengehen und Herumschweifen lassen sich Topographie, gebaute Gestalt, Form und Struktur eines Orts intuitiv begreifen. Das Gehen wird zum Werkzeug. Dies machen sich die Architekt:innen, Künstler:innen, Forscher:innen und Fotograf:innen für ihre Projekte zu Nutzen.
Mirko Beetschen hält architektonische Besonderheiten und städtebauliche Arrangements mit der Handykamera fest und sortiert sie in Vierergruppen, die er anschliessend auf digitalen Plattformen zeigt. Bertilla Spinas zeigt ein eigenwilliges Stadtporträt von verloren gegangenen Gegenständen aus dem Berner Fundbüro. Dominique Plüss und Renate Haueter spüren Zeichen auf, die Menschen im Wald anlegen, halten sie mit dem Mittel der Architekturfotografie fest und fragen nach der Bedeutung, die Wald für Stadtmenschen und Bewohner:innen der Agglomeration heute hat. Manuela Brügger und Leonie Pock zeigen eine Arbeit, die vom Gehen erzählt und der Schwierigkeit, den Stadt-Land-Graben punktgenau zu lokalisieren, während Martin Möll die Strasse selbst zur Co-Autorin einer Fotoserie macht. Schliesslich bietet das Haus der Farbe mit einem Farbfächer mögliche Antworten auf die Frage nach dem Farbton des Berner Sandsteins.
Man erlebt die Welt durch Aneignung. Durch eine Stadt zu gehen, heisst, sie sich zu eigen zu machen. Wir tragen unsere eigene Karte dieser Stadt in uns. Würden alle Menschen in Bern einen Stadtplan zeichnen, er würde jedes Mal anders aussehen. Die Ausstellung möchte dazu ermutigen, das eigene Erleben im Stadtraum ernst zu nehmen – und mit wachsamen Augen aus dem Kornhaus aus- und in den Berner Stadtraum einzutreten.