Hans Wilhelm Auer – Bundeshausarchitekt
02/03/21 — 27/03/21
Galerie, 2. OG
Fotos:
Das Skelett des Parlamentsgebäudes in Bern: Kuppel noch ohne Verkleidung. Aufrichtefest am 11. April 1900. ©Burgerbibliothek (unbekannter Fotograf)
Variation des Parlamentsgebäudes, 1892/93: Türmchen an der Nordfassade… Krieger bewachen das Hauptportal. Im Giebeldreieck eine Skulpturengruppe. Bildnachweis: gta Archiv ETH Zürich
Eine Aufnahme vom 14. Mai 1900 zeigt die Abbrucharbeiten für den neuen Bundesplatz. Das Parlamentsgebäude ist noch arg ins Stadtbild gedrängt. ©Burgerbibliothek Bern
Die grüne Kuppel – alle kennen das Parlamentsgebäude in Bern. Die unverkennbare Kuppel ist Symbol für die schweizerische Politik, bei Kundgebungen etwa und in den Medien. Fast niemand aber kennt den Architekten des „Bundespalastes“. Er heisst Hans Wilhelm Auer (1847–1906).
Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit mit Konrad Tobler, Massimiliano Madonna und der Kunsthalle Kunsthaus Palazzo Liestal.
Auer war seinerzeit ein «Stararchitekt»: Er gewann zwei Wettbewerbe für den Bundeshauskomplex, war einflussreiches Mitglied in fast allen wichtigen Jurys der damals boomenden Schweizer Architektur, entwarf die Postgebäude in Liestal und Solothurn und wurde zum Wettbewerb für den Friedenspalast in Den Haag eingeladen. In Bern legte er Pläne für ein neues Casino und ein Stadttheater, für Kirchen und eine Villa im Obstberg vor. Trotz seiner Erfolge war er am Ende seines Lebens verbittert. Denn die von ihm bis in jedes Detail konsequent vertretene historistische Architektur der Neorenaissance war „unmodern“ geworden.
Die Ausstellung präsentiert erstmals das gesamte Werk Auers, also Gebäude und Projekte in Zürich, Berlin, Wien, Liestal, Solothurn, Luzern und, selbstverständlich, in Bern. Zu sehen sind viele Plankopien aus dem Nachlass von Hans Wilhelm Auer, zudem einzigartige zeitgenössische Fotografien und grafische Blätter.
Eingebettet ist Auers Schaffen in den Kontext seiner Zeit, etwa mit einem Blick auf die Mythenbilder des neuen schweizerischen Bundesstaates. Und mit einem architektonischen Blick nach Rom, Florenz, Paris, Mailand, Washington, Dresden und Zürich. Bewusst wird so auch, dass das Parlamentsgebäude in Bern prominente Verwandte hat: etwa die Freiheitsstatue in New York und den Eiffelturm in Paris. Denn hinter den üppigen Fassaden der historistischen Architektur verbergen sich grandiose Eisenkonstruktionen; diese zeugen vom gewaltigen technischen und industriellen Fortschritt jener Zeit.
Die Ausstellung Hans Wilhelm Auer – Bundeshausarchitekt ist jedoch nicht ausschliesslich auf die Epoche des Historismus in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts fokussiert. Denn Auers Architektur wird gegenwärtig – und zwar in all ihrer Ambivalenz. Sie tritt in einen spannungsvollen Dialog mit Werken von zeitgenössischen KünstlerInnen wie Giro Annen, Boris Rebetez, Ariane Epars, Beat Feller, Matthias Gnehm, Christian Grogg, Thomas Hauri, Roberta Müller, Pavel Schmidt, Sibylla Walpen, Niklaus Wenger und Beat Zoderer