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Wenn Steine fliessen – Behind the Scenes
Vernissage
Info
Wenn Steine fliessen – Behind the Scenes

Julian Rupp, Barbara Truog
& Julian Walss

Wenn Steine fliessen – Behind the Scenes
Video-Footage (07:15 min)

In der aktuellen Aus­stellung Wenn Steine fliessen in der Galerie des Kornhausforums geht es um den veränderten Umgang mit alpinen Landschaften. Wenn Steine fliessen – Behind the Scenes zeigt private Fotografien und Erinnerungen, Zeitpläne, Screenshots und gesammelte Objekte aus dem letzten Jahr.

Die Auslegeordnung gibt einen Einblick in das Schaffen der Künstler:innen und zeigt auf einnehmende Weise, wie persönliches Erleben und fachliche Ausstellungsvorbereitungen bei einem solchen Projekt ineinanderfliessen.

Shared Spaces in Change

19/11/21 — 30/01/22

Ausstellung
Stadtsaal, Galerie und öffentlicher Stadtraum Bern

Vernissage:
18.11.2021, 18.30 Uhr
Öffnungszeiten:
Di-Fr
11 bis 17 Uhr
Sa/So
11 bis 16 Uhr
Mo
geschlossen

Gesamtkuration:Nicolas Kerksieck

Kuratorische Mitarbeit:Caroline von Gunten, Eva Diem

Fachspezialistin KiöR Bern:Annina Zimmermann

Kuratorium Aktionsräume:Prof. Dr. Rachel Mader, Prof. Stanislas Zimmermann, Lâra Wiederkehr, Nicolas Kerksieck

Administration:Marina Roth

Fotos:Alexander Gempeler

Ein Ausstellungsprojekt und Aktionsräume zum neuen Verständnis von Öffentlichkeit und Urbanität, organisiert durch das Kornhausforum Bern in Zusammenarbeit mit dem Architekturforum Bern und der Kommission Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) Bern.

Gemeinschaftlich genutzter Raum und damit unser Verständnis von Öffentlichkeit unterliegen einem steten Wandel. In den letzten eineinhalb Jahren haben die Folgen der Corona-Pandemie unsere Formen des Zusammenlebens grundlegend verändert. Wie wollen und werden wir zukünftig zusammenleben? Wie verändern und stärken wir die Wahrnehmung, Aneigenbarkeit und Resilienz unserer öffentlichen Räume.

Grundlegende Haltung der Ausstellungskonzeption ist es, die Sinne zu öffnen und wahrzunehmen, was gerade passiert. Wir schauen direkt auf unsere Jetztzeit, wir richten uns zur Suche aus, stellen Fragen und versammeln Artefakte und Positionen und vernetzen Akteure. Aus diesem Grund sind die Ausstellung und seine angegliederten, partizipativen Aktionsräume experimentell und co-kreativ angesetzt. Ihre Gestalt formt sich durch die ausgewählten Beiträge und reflektiert damit das eigene Design und den Prozess der Ausstellung.

Die Ausstellung zeigt 35 ausgewählte Projekte unterschiedlicher Disziplinen und Herkünfte, davon 11 Positionen im öffentlichen Stadtraum in Bern.

Es gibt keine Gebrauchsanleitung für den öffentlichen Raum. 

– Oder doch? 

Dieses Handbuch versammelt 35 Beiträge zum Thema, die 2021/22 im Kornhausforum Bern und im öffentlichen Stadtraum in Bern in der Ausstellung  «Shared Spaces in Change» zu sehen waren. Die Projekte sind verknüpft durch Methoden, Schwerpunkte und Ideen, die als Index auf dem Cover wiedergegeben sind und anhand derer sich verschiedene Narrative des öffentlichen Raums verfolgen lassen können.

Konzept/Redaktion: Rebecka Domig

Gestaltung/Foto: Kornhaus Atelier 

Mit Beiträgen von:

Laura Arminda Kingsley

Die partizipativ ausgerichtete Arbeit Connection Nest ist Kunstwerk und zugleich Vermittlungsprojekt, bindet die Besucher:innen mit ein und verbindet sie miteinander. Ausgehend von der Vorstellung, dass künstlerische und gemeinschaftliche Beziehungsgeflechte uns durch Krisenzeiten, wie wir sie momentan erleben, tragen, basiert das Werk auf der Idee, eine Möglichkeit zu bieten, um solche Verbindungen zu schaffen.

Connection Nest lädt ein, mit einem persönlichen Beitrag Teil des Projekts zu werden. Schicken Sie Laura Arminda Kingsley ein Foto eines Gegenstandes, der Ihnen in schwierigen Zeiten Sicherheit und ein Gefühl der Verbundenheit gibt (laura.kingsley@ag.ch). Zusammen mit einem kurzen Text, der Ihre Beziehung zum Gegenstand beschreibt, nimmt Laura Arminda Kingsley die Beiträge fortlaufend entgegen und fasst sie zu einer Videoarbeit zusammen.

Connection Nest wird zeitgleich in Art as Connection (24.10.-9.1.2022) im Aargauer Kunsthaus zu sehen sein, eine im Prozess offen angelegte Ausstellung, die durch die Pandemie ausgelösten Erschütterungen reflektiert und gleichzeitig unsere Verbundenheit als Gesellschaft thematisiert. Die Beiträge des Publikums in Aarau werden ebenfalls in die Videoarbeit integriert.

www.lakingsley.com

Studierendenprojekt der Berner Fachhochschule

Das Resultat der special week 2021 war die Entwicklung konzeptuell innovativer und technisch realisierbarer Strukturen für die Optimierung öffentlicher Stadträume. Die Studierenden entwickelten mobile Raumkonzepte, anpassungsfähige, architektonische Installationen und künstlerisch-mediale Interventionen aus Holz und Textil.
Als Grundlage für den Entwurf stellten sich die Studierenden die Frage, inwiefern sich Aussen- und Zwischenräume unserer Stadt- und Dorfquartiere verändert haben. Durch den Wegfall gewohnter Treffpunkte wurden Höfe, Plätze, Strassenabschnitte und Parks zu Orten, wo sich Menschen treffen, spielen, essen und trinken und arbeiten. Die urbanen Aussen- und Zwischenräume wurden als erweiterte «Wohn-Zimmer» bespielt.

In Partnerschaft mit der weltweit ausgerichteten Design-Firma MDT-tex in Tägerwilen entwickelten und bauten die Teilnehmer:innen mehrere Prototypen: einfache Strukturen für Sonnenschutz, Beschattung oder Kühlung, naheliegender Weise aus Holz und Textilien (Schirm, Membran, Gitter, Flaggen).

Charles Job, Professor für Architektur und Design Theorie, Katrin Künzi, Professorin für Kommunikation und Kultur an der Berner Fachhochschule, Departement Architektur, Holz und Bau
Mitwirkender: Wilhelm Müller-Feist

Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Departement Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen, Institut Urban Landscape; Prof. Dr. Stefan Kurath, Prof. Dr. Philippe Koch, Simon Mühlebach

Wie entstehen Öffentlichkeit und öffentlicher Raum? Gemeinhin steht in der Beantwortung dieser Fragestellung entweder der Raum oder der Mensch im Mittelpunkt. In diesem Ausstellungsbeitrag werden die Wechselwirkungen zwischen räumlichen Elementen sowie ihrer Aneignung durch Menschen ins Zentrum gestellt. Raum muss stetig neu öffentlich gemacht werden und weist gleichzeitig unterschiedliche Figurationen von Öffentlichkeit auf. Grundlage für den Ausstellungsbeitrag bilden die Erkenntnisse eines Forschungsprojekts, welches Philippe Koch, Stefan Kurath und Simon Mühlebach am Institut Urban Landscape an der ZHAW kürzlich abgeschlossen haben.

Annalisa Hartmann

Während des ersten Lockdowns galt soziale Nähe als höchst risikobehaftet. Die Künstlerin nimmt die auferlegte «Enge» eines Pandemie-Alltags als Ausganglage für ihre Prosafragmente. Die Texte beschreiben die erlangte Freiheit durch Schreiben, sie konstruieren Vertrautheit in einer durch Distanz geprägten Zeit. So verwandelt sich «Enge» zu «Nähe».

Die Texte von Annalisa Hartmann sind in der gesamten Ausstellung auffindbar und begleiten die Besuchenden durch die Räume und bilden somit ein poetisches Narrativ durch die breitgefächerte Thematik der Ausstellung.

www.annalisa-hartmann.ch

Samuel Geiser, Alexander Egger

Buchvernissage: Mittwoch, 8. Dezember 2021, 18 Uhr

«Sauerstoff» ist eine Bild-Text-Chronik der Coronazeit. Alexander Egger fotografierte während des Lockdowns Szenen im privaten und öffentlichen Raum – im Homeoffice, auf der Intensivstation, an Demos und illegalen Partys. Samuel Geiser schrieb in der Pandemie ein Journal mit Alltagsbeobachtungen und politischen Kommentaren. Mal witzig, mal wütend auf der Suche nach Antworten auf Fragen wie: Coronakrise als Chance – aber für wen denn? Eigenverantwortung – wer schiebt da was ab? Die Bild-Text-Collage ist ein Archiv von Stimmen, Stimmungen und Standpunkten der Coronamonate.
Bilder und Texte sind Auszüge aus den Büchern «Fieber» und «Sauerstoff» der beiden Autoren.

www.alexanderegger.ch

Nicole Hametner

Die Fotoinstallation von Nicole Hametner zeigt während der Corona-Pandemie entstandene Fotografien von im Wald vorgefundenen, von Menschenhand geschaffenen Konstruktionen: Hütten, kleine Prototypen, die von Kindern gebaut wurden, Spielplätze und was davon übrigblieb. Die Künstlerin ist fasziniert von den primitiven Konstruktionen, den sich wiederholenden Formen, zwischen organisch-freien, fragilen und starren Strukturen und dem Wechsel zwischen Ordnung und Chaos.
Die anfänglichen Aufnahmen der gefundenen Holzkonstruktionen, wurden später immer mehr zu inszenierten Fotografien. Die Idee des „Hauses“ gewann als archetypisches Bild und als primäres Identitätssymbol im Werk an Bedeutung.
Die grossformatigen Drucke wurden aus einer Vielzahl von Einzelblättern zusammengesetzt. Nicole Hametner versteht ein Bild als Konglomerat und verfolgt den Gedanken seines fragmentierten Zustandes, der stets den Betrachter zur Vervollständigung braucht. Analog zu dem konstruierten Bild, ist hier das improvisierte Haus zu sehen. Die Fotografien unterstreichen die Flüchtigkeit seiner Bauweise, deren Bestand nicht von Dauer sein soll.

www.nicolehametner.ch

Christine Feuerstein, Margit Hugentobler; Bürgi Schärer Architekten

Öffentlichkeit stand schon immer in einer Dualität zur Privatheit. Erst mit der Ausgrenzung der Öffentlichkeit (insbesondere Handel, Bildung und Repräsentation) aus dem Wohnumfeld setzte sich das Private als familiale und individuelle Gegenwelt durch. Beide Zustände bedingen einander und kreieren Pole, die in ihrer Spannung das Grundprinzip des Zusammenlebens bilden. Je ausgeprägter diese beiden Pole sind, desto urbaner ist das Leben im Quartier, in einer Stadt. Die Architekt*innen interessiert deshalb die Wechselbeziehungen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit – zwischen dem sozialen und dem politischen Austausch, der Identifikation mit einer Stadt. Im Ausstellungsbeitrag zeigen sich auch die Verbindungen zwischen dem Kollektiven im öffentlichen Raum und als Gegenpol dazu der Rückzug, die Intimität und Sicherheit im privaten Bereich. Diese räumlichen wie auch sozialen Übergänge zwischen dem städtischen Raum der Strasse und der privaten Wohnung stehen im Zentrum der ausgestellten Projektskizze.

www.bsarch.ch

Dominik Lengyel, Astrid Schwarz

Das Leben unter pandemischen Bedingungen konfrontiert im analogen wie im digitalen öffentlichen Raum mit neuen Erfahrungen und Phänomenen. Die Verlagerung vieler Alltagshandlungen ins Digitale wurde beschleunigt, entsprechend vervielfachten sich Datenverkehr und Bedarf an Speicherkapazität und damit auch der Energieverbrauch. Dem steht eine Verarmung des analogen öffentlichen Raumes gegenüber, geschlossene Restaurants, radikal reduzierter Kulturbetrieb, in manchen Ländern Ausgangssperre führten zu regelrechten Begegnungswüsten.
Der urbane shared space ist neu zu erfinden, soziokulturell wie umwelttechnisch. Die Städte der Zukunft bestehen aus lokalen Technik-Umwelt-Ensembles und sind wabenartig organisiert, bestehend aus vielen lokal orientierten quasiautonomen Technik-Umwelt Ensembles, die jeweils ihre eigenen sozialen und kulturellen Beziehungsformen in eine lokale urbane Lebenswelt hinein entwickeln – Hinterhöfe, Parks, Friedhöfe, Plätze, öffentliche Gebäude werden so die Bühne eines neu verstandenen urbanen Oikos.

Die Entwicklung und Gestaltung des Energieerzeugers „T-Cell“ nimmt diese Idee einer dezentral organisierten „Waben-Stadt“ auf. Die T-Cell hat eine kompakte Baugrösse und eine variable Aussenhülle, das architektonische Design setzt auf eine individuell gestaltbare Skulptur.

Die T-Cell ist ein Energiewandler, der den Weg in die Wasserstoffwirtschaft unterstützt. Sie liefert die Lösung für hocheffiziente Rückverstromung von Grüngas und stellt gleichzeitig Wärmeenergie zur Verfügung. Sie wird entwickelt als Forschungskooperation unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Ing. Heinz Peter Berg, Lehrstuhl Verbrennungskraftmaschinen und Flugantriebe an der BTU Cottbus-Senftenberg, mit weiteren Lehrstühlen des Maschinenbaus, der Elektrotechnik, der Physik, dem Fraunhofer IKTS Dresden sowie dem Lehrstuhl Architektur und Visualisierung, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dominik Lengyel und Dipl.-Ing. Catherine Toulouse, die das Konzept für die Gestaltung und die Einbindung in Architektur und Stadt als vielseitiges und individuell anpassbares Stadtmobiliar entwickelt haben.

www.b-tu.de

Berhanu Ashagrie Deribew, Raimi Gbadamosi, Marie-Louise Nigg, Georges Pfründer, Brook Teklehaimanot Haileselassie, Dominic Zimmermann

Der Fokus des Beitrags Scores Re\p\l\a\y\c\ed liegt auf städtischen Plätzen als offene ›Plattformen‹ zur Befragung von gesellschaftlicher Teilhabe und Teilnahme an städtischem Zusammenleben. Über entsprechende physische wie virtuelle Erkundungsräume werden aktuelle Sollbruchstellen, aber auch alternative Imaginationsräume aufgedeckt. Dafür werden für den Ausstellungsraum minimal-interventionistische Spielsettings für Plätze resp. Scores entwickelt, die in Form von sechs mobilen grossen QR-Codes bei Durchgangszonen auf dem Boden platziert sind. Damit soll metaphorisch wie physisch die Square-Thematik (als Platz und Rechteck) gespiegelt werden. Die Scores laden die Besuchenden ein, spielerisch Platznarrative zu aktivieren und anders oder an anderen Orten mit ihnen weiterzuspielen. Durch die Grösse der QR-Codes müssen die Besucher:innen schon im Ausstellungsrum mit ihren Smartphones eine physisch-körperliche Aktion erspielen. Die Scores wurden aus dem Forschungsprojekt «Squares re\p\l\a\y\c\ed» weiterentwickelt und für die Ausstellung in QR-Code Fussmatten umgesetzt. Die Scores spiegeln einen transnationalen Dialog und bringen alternative, koproduzierte Perspektiven auf öffentliche Platz nach Bern.

Diese Arbeit entstand im Rahmen des transdisziplinären und transnationalen Forschungsprojekts «Squares re\p\l\a\y\c\ed» des ITC Raum und Gesellschaft der Hochschule Luzern und der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz PH FHNW.

Mîrkan Deniz

Untitled (walking through barriers) ist eine bunkerähnliche Installation, die jedoch nicht fix an einem Ort verankert bleibt. Streitkräfte auf der ganzen Welt greifen zum Bau militärischer Befestigungen auf Steinkörbe zurück, die in beliebiger Länge aneinandergereiht und zu temporären Festungen ausgebaut werden können. Mithilfe dieser mobilen Bauelemente werden auch Grenzmauern, Übergänge oder Gebäude geschützt. Gegen Innen bieten diese Sicherheit, gegen Aussen wehren sie Gewalt ab. Untitled (Walking Through Barriers) ist eine gleichermassen schützende wie geschützte experimentelle Skulptur in Form eines mobilen Wachpostens, dessen häusliche Struktur über die Sommermonate 2021 als Plattform zur Begegnung und zum Austausch im öffentlichen Raum in Bern diente. Die Skulptur bietet Platz für zwei Menschen und ermöglicht mittels Einschränkung der Sinneswahrnehmungen veränderte Betrachtungsweisen des öffentlichen Raumes, etwa durch die Möglichkeit des geschützten Beobachtens.

Daniel Rihs

Die Arbeit «eine Stunde von Bern» von Daniel Rihs zeigt, dass die Schweiz in weiten Teilen eine lose zusammenhängende Agglomeration ist, die nirgends beginnt und nirgends aufhört. Ein Vakuum zwischen Lärmschutzwänden, gedüngten Feldern und Autobahnausfahrten. Zwei Drittel der Bevölkerung leben in Zwischenräumen, die weder Dorf noch Stadt sind.
Ein solcher Zwischenraum ist der Wohnort Worblaufen des Fotografen Daniel Rihs. Vergangenheit, Gegenwart und sogar die Zukunft lagern hier ihre Schichten ab. Permanent wird gebaut, abgerissen, neu gebaut. Autobahn, Hauptstrassen und Bahnlinien sorgen für ein Grundrauschen. Der Daseinszweck von Worblaufen scheint dessen eigene, bequeme und schnelle Umfahrung zu sein. Jedoch ist dieser Ort auch ein Zuhause für nicht wenige Menschen.

www.danielrihs.ch

Charles O. Job

Here B&B ist eine Parkbank mit einer hohen Rückenlehne, die tagsüber als Werbefläche benutzt werden kann. Nachts wird sie heruntergeklappt und verwandelt sich in einen temporären Unterstand für diejenigen, die keinen haben.

Charles Job thematisiert mit diesem symbiotischen Designobjekt für den öffentlichen Raum, Formen von Ungleichheiten in der Gesellschaft. Die Arbeit wirft kritische Fragen nach den Grenzen von Privatheit und Öffentlichkeit auf und zeigt prototypisch wie die Einfachheit von Geben und Nehmen in kleinsten Innovationen ausgleichend gelebt werden kann.

Baronebreu: Antonella Barone, Tanja Breu

In «Spielraum Zürich» nahm das Kuratorinnenkollektiv Baronebreu (Antonella Barone und Tanja Breu) das Publikum mit auf einen Spaziergang durch die Stadt Zürich und zeigten durch eine spielerische Auseinandersetzung mit dem urbanen Raum, wie man die Inhalte der Kunstwerke im öffentlichen Raum auf ungewohnte Weise erfahren kann. In der Ausgabe «Spielraum Vaduz» konnten die Besuchenden selbstständig auf einem Spaziergang rund um das Kunstmuseum in Vaduz die gezeigten Werke im Museum durch Aufgaben nicht nur betrachten, sondern wurden auf gewisse Weise auch erlebbar.

Das Format «Spielraum» wird in Bern nochmals neu interpretiert und erfahrbar. In «Spielraum Bern» werden die Ausstellungsbesuchenden durch die Augen der beiden Autorinnen einen neuen Blickwinkel auf die urbanen Gegebenheiten der Stadt Bern erhalten.

www.baronebreu.com

Kollektiv 5uf2: Judith Blum, Dinah Brütsch, Janine Durrer, Simone Durrer, Tamara Eiermann, Caroline Rey

Das Kollektiv 5uf2 installierte im Jahr 2020, mitten in der Pandemiezeit, auf der sich im Umbruch befindlichen Bahnhofstrasse in Luzern, auf einem Autoparkplatz, eine variable, interaktive Plattform zum Verweilen, Sitzen und Spielen. Mit auf Rollen angebrachten Objekten wie Tischen, Stühlen oder Pflanzenkübeln ermöglicht es die Plattform den Benutzenden, sich je nach Wunsch und gerade geltenden, coronabedingten Abstandsregeln, im öffentlichen Raum sozial zu interagieren.
Die Videoarbeit «Weichen stellen» des Kollektivs 5uf2 zeigt die Wandelbarkeit und vielfältige Nutzung der Plattform. In der Vogelperspektive gefilmt, dokumentiert sie verschiedene Zustände der Plattform zu unterschiedlichen Tageszeiten. Die Projektionsfläche wurde bewusst gross gewählt, um im Ausstellungsraum einen Eindruck von der Grösse und der Nutzung der Plattform zu erzielen.

5uf2.ch

Jürg Grunder, Arunava Dasgupta, Gionatan Vignola

Einführung in die Ausstellung «A Window in Bern»: Donnerstag, 9. Dezember 2021, 18.30 und 19.30 Uhr

«Wie nutzen wir Gassen, Plätze und Räume nach Corona? Die Pandemie betrifft uns alle, weltweit. Wie gehen wir damit um? Und welche Welt wollen wir und andere nach Corona? Jetzt ist die Chance voneinander zu lernen. Wenn nicht jetzt, wann dann?»
Die Autor*innen gehen diesen Fragen im Projekt «A window in Bern» nach, weit über den Aarebogen hinaus: In Delhi, Indien zogen während des Lockdowns tausende Wanderarbeiter gezwungenermassen von ihrer Arbeitsstelle nach Hause. 48 Studierende der School of Planning and Architecture SPA Delhi, des Semesters Urban Design, taten dies auch, nach Hause an die Küste, ins Dorf, an den Fluss, in die Berge, ins Quartier, an 40 verschiedene Orte in Indien. Die Studierenden untersuchten dort, wie die Gemeinschaft im öffentlichen Raum vor und während Corona interagiert und was diese Menschen sich wünschen für eine Zeit nach Corona.

 

Elena Lesniak, Chiara Oelrich

Der offene Diskurs mit Andersdenkenden wie der Austausch gegensätzlicher Meinungen ohne Furcht vor Restriktionen gehören zu unserem Grundverständnis von Demokratie. Dennoch machen sich schnell unreflektierte Parolen und Empörung breit, die Erörterung und Reflexion im Keim ersticken wollen.

An präsenter Stelle, dem Ernst-Reuter-Platz in Berlin soll ein Gebäude entworfen werden, in dem zivilisierter Austausch möglich ist: im Zwiegespräch, in Gruppen; moderiert oder als freie Diskussion. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Räume beschaffen sein müssen, die ein Gespräch auf Augenhöhe befördern und welche Rolle Architektur dabei spielen kann.

AG Kunst & Bau Wohnbaugenossenschaft Warmbächli

«Welche Räume willst du teilen? Und mit wem?» Diese Frage stand im Zentrum, als rund vierzig Personen an einem Wochenende im Herbst 2014 darüber diskutierten, wie man in Zukunft in Bern wohnen könnte. Die Vorschläge und resultierenden Entscheide stellten die Weichen für ein Raumkonzept, dass nun Realität wird: Ab sofort wird das ehemalige Lagergebäude auf dem Holliger-Areal von mehr als 200 Personen als Wohn- und Arbeitsort genutzt. Die Planung des Gebäudes erfolgte partizipativ; Entscheidungen wurden gemeinschaftlich gefällt. Der geschaffene Raum bricht die klassische Dichotomie von privatem versus öffentlichem Raum radikal auf, indem eine Vielzahl an Mischformen eingeführt werden. Diese reichen von geteiltem Privatraum, wie er in Grosshaushalten gepflegt wird, hausinternen Gemeinschaftsräumen über Quartierräume bis hin zu komplett öffentlichen Teilen im Gebäude, wie dem Teilhabezentrum mit Restaurant.

kleinsinn ZÜRICH

Öffentliche Räume sind Bühnen unserer Gesellschaft. Sie sind konstruierter Raum, in dem ausgedrückt, erzählt, sichtbar gemacht, geteilt und ausgetauscht werden kann, was Aufmerksamkeit und Platz benötigt. Sie sind Orte der Bewegungsfreiheit, der Revolution, der Zusammenkunft. Orte, an denen Stimmen gehört und Geschichten geschrieben werden.
Wo öffentlicher Raum und Menschen aufeinandertreffen, entsteht die Möglichkeit kultureller Prozesse – unsere kollektive Identität, die in verschiedene Sprachen übersetzt in Museen ausgestellt wird.

Was passiert, wenn sich das Stadtleben mit dem Ausstellungsraum überlagert und beide in Interaktion treten? Was geschieht, wenn die Geschichten der Stadt im Kornhausforum gesammelt werden und ihr Echo in den Laubengängen widerklingt? Kleinsinn ZÜRICH stellt ein Konzept vor, wie die Stadt im Zeitalter der Simultanität, Reizüberflutung und virtueller Nähe eine Stimme bekommt.

www.kleinsinn.ch

Nino Baumgartner

Ein wilder Stadtspaziergang mit Nino Baumgartner:
Samstag, 8. Januar 2022, 14 Uhr,

Eintritt frei

Treffpunkt: Kornhausforum Bern

Die Arbeit SHORTKUTS des Künstlers Nino Baumgartner entsteht durch choreographierte „Spaziergänge“, die einerseits mit der Topografie, andererseits mit privaten und öffentlichen Räumen spielen und somit ihre Zusammenhänge in eine neue Verbindung setzen.
Die Teilnehmer*innen dringen allein, mit Hilfe von GPS-Daten, oder als geführte Gruppe in eine Stadtstruktur ein, werden für eine städtische Wildnis sensibilisiert und erleben einen Stadtteil auf eine einzigartige Weise. SHORTKUTS leitet die Spazierenden an scheinbar unscheinbare Orte und lenkt die Aufmerksamkeit für einmal auf diese vermeintlichen Nebenschauplätze der Urbanität. Die Erfahrbarmachung des Raumes durch aussergewöhnliche Routen eröffnet den Teilnehmenden ein neues Narrativ durch die Stadt Bern.


>> Interview mit Nino Baumgartner von Fabian Hugo

Magdalena Nadolska, Regula Bühler

Urbane Stadtzentren werden von Erwachsenen konzipiert und gebaut. Sie sind vor allem darauf ausgerichtet, die Bedürfnisse von Erwachsenen abzudecken.
Doch wie nehmen unsere Jüngsten die Stadt wahr? Was mögen sie? Was würden sie verändern? Regula Bühler und Magdalena Nadolska haben bei den 5- bis 13-jährigen nachgefragt! Über 70 Kinder aus Bern und Umgebung spazierten mit ihnen durch die sechs Stadtteile der Bundesstadt, philosophierten über die Bedeutung des öffentlichen Raums und entwarfen realistische bis verrückte Visionen für eine kindergerechtere Stadtplanung. Zu hören sind diese klug-fantastischen Kinderstimmen in der Ausstellung im Kornhausforum, im öffentlichen Raum via QR-Code und auch in der virtuellen Welt.
Für Kinder und Erwachsene geeignet: Es lohnt sich, Smartphone und Kopfhörer mitzubringen

Herzlichen Dank den Interviewpartner:innen: Aaron, Aldin, Aléxandros, Amin, Anna, Aurélie, A., Ben, Beyoncé, Bora, Cyril, Dean, Demjan, Eduart, Elea, Elin, Elio, Elvis, Emilia, Endi, Eugen, Eva Carlotta, Fee, Frida, Hayat, Hennes, Ipek, Jael, Jan, Jan, Jessica, Joe, Julian, Julie, Juri, Juri, Kian, Levi, Lina, Louis, Luc, Lucy, Luis, Luis Armon, Lujein, Lyiana, Maël, Maja, Marla, Mats, Mattis, Max, Melina, Mieser, Minna, Moira, Neal, Nejda, Neva, Nico, Nick, Noé, Nora, Nylia, Olen, Rania, Rémi, Rimon, Rocco, Romane, Sarah, Shirin, Strahinja, Sulman, Tristan, Vincent, Yara, Yassmine, Yorin, Yulia für ihre grossartigen Visionen. Allen Eltern ein grosses Dankeschön fürs Vertrauen! Simon Hari (Musik), Andrea Stebler (Illustrationen), Caspar Lösche (Web-Support), Michael Schmid (Bau Innenraum) und Clovis Inocencio (Dokumentation) für ihre Kreativität!
Radio RaBe für die Benutzung der Technik und der Studios!

Stadt Bern, Burgergemeinde Bern und Die Mobiliar für die grosszügige Unterstützung!

Karen Amanda Moser

Die Arbeit der Künstlerin untersucht unsere Beziehungen zu Pflanzen und wie sie sich in unserem Sprachgebrauch manifestieren. Ein Teil des Projektes sind botanische Schilder, die im öffentlichen Raum anzutreffen sind. Darauf vermerkte Begriffe beschreiben jedoch nicht spezifische Gewächse, sondern gesellschaftliche oder ökonomische Phänomene im Sinne einer Metapher. Unser seltsames Verhältnis zur Natur – zwischen einem Gefühl der Verbundenheit, eines Anthropomorphismus und expliziter Trennung – widerspiegelt sich in eben diesen Metaphern. Das im Kornhausforum gezeigte Video führt durch eine alphabetisch angeordnete Sammlung an Auszügen von Texten und Redewendungen, die sich um Flora und Fauna drehen. Unterlegt ist das Video von der Musik Roger Rogers und Mort Garsons, die in den 1970er Jahren Kompositionen für Pflanzen schufen und somit davon ausgingen, dass sie rezeptive Wesen sind, mit denen wir unseren Lebensraum teilen.

www.karenmoser.ch

Veli & Amos

Im Lied “Dynamit” hält Mani Matter einen Anarchisten auf, das Bundeshaus in die Luft zu sprengen, ist sich dann jedoch nicht sicher, ob seine Tat und damit seine Überzeugung richtig war.

Wir leben in Zeiten multipler Wahrheiten, zwischen Manipulation, Fake News und Verschwörungstheorien. Wie bildet sich öffentliche Meinung, was ist gleubhaft? Was kommt ans Licht, was bleibt im Dunklen? Ist nun Bern die Hauptstadt (the Capital) der Schweiz oder soll das Kapital der Schweiz verbrannt werden? Die Fakten verdrehen sich mit einem Buchstaben.

künstlerinnenkollektiv marsie

In ihren Aktionen ist es dem künstlerinnenkollektiv marsie (Simone Etter, Marianne Papst) stets ein Bestreben kollektive Handlungsräume durch nachhaltige, transformativ-ephemere Kunstproduktion zu schaffen. Für die Ausstellung shared spaces in change bietet das künstlerinnenkollektiv marsie den Parcours „Marsie vitaperforms“ zur aktiven Teilnahme an. Der Parcours führt durch die Berner Altstadt und hinterfragt die Nutzung und Aneignung von Territorien und Mobiliar des städtisch-öffentlichen Raums. Die sportlichen Übungen, die uns aus dem Naherholungsgebiet bekannt sind, werden darin mit der bestehenden Architektur und Mobiliar in Kombination gebracht, wobei diese zu experimenteller Begehung und ungewohnter Umnutzung bekannter Berner Ecken und Objekten einladen.

 

www.marsie.ch

Sarah Burger

Die Arbeit «Old Friends» der Künstlerin Sarah Burger verbindet Zeiten, Orte und Menschen. Kopien von Höhlenmalereien, die in der nach ihrem Entdecker genannten Chauvet-Höhle in Südfrankreich gefunden wurden, scheinen im Stadtraum von Bern auf, nicht mehr auf natürlich entstandenem Stein, sondern auf Beton, an vernachlässigten Stellen des Stadtgefüges.
Wir können sie heute noch sehen, diese Malereien, diese Tierdarstellungen, diese Spuren von Leben, von Menschen, die vor rund 30’000 Jahren da waren. Die Linien, Bewegungen, Schattierungen und Blicke der dargestellten Tiere zeugen von grosser Aufmerksamkeit, Sanftheit und Respekt gegenüber diesen anderen Wesen und lassen ein Zusammenleben erahnen, das als Miteinander empfunden wurde.
Der heutige Stadtraum Bern ist durchwoben von gegenwärtigen Zeichen, die heutige Menschen anbringen, ihre Sinnhaftigkeit und Präsenz ähnlich rätselhaft und stiftend, wenn wir jenseits von vorgegebenen Kategorien gesetzte Spuren in der alltäglichen Kontinuität mit wertoffenen Blicken betrachten. Raum und Zeit und Wert sind nie einfältig, nie abschliessend bestimmt. Darin die Möglichkeit zu immer wieder neuen Begegnungen.
«Old Friends» setzt Sarah Burger in enger Zusammenarbeit mit dem Maler und Restaurator Walter Frutiger im öffentlichen Raum der Stadt Bern um.

Die Arbeit entstand mit freundlicher Unterstützung der Dr. Georg und Josi Guggenheim Stiftung und der Stiftung Anne-Marie Schindler.

www.sarahburger.ch

Alexander Egger, Adrian Dürrwang, Tasha Del Percio

Sprachgewaltige Rapperinnen, melancholische Mundartpoeten, rotzige Rockerinnen und humorige Troubadouren – nirgendwo in der Deutschschweiz prägt die Musik einen Stadtorganismus so, wie in Bern! Doch in Zeiten von Corona waren Musizierende beinahe unsichtbar. Sie veranstalteten «Geisterfestivals» oder streamten live aus ihren improvisierten Studios in heimischen Stuben – währenddessen die Menschen, als Ausgleich zum gefühlten «Eingesperrt sein», ihre ruhige Stadtumgebung spazierend neu erlebten. Ist es möglich, den wiederentdeckten Stadtraum mit der darunter schlummernden, tönenden Topografie zu verbinden?
«Ds Lied im Gring» verbirgt sich in der visuell lauten Umgebung der Stadt. Liedtitel von Künstler*innen und Musiker*innen aus und um Bern kapern Wegweiser und Beschilderung an Orten mit Bezug zum Inhalt. Sie finden sich erst bei näherem Hinsehen und -hören. Im veränderten Stadtraum eingegliedert, schaffen sie eine stille Verknüpfung und bilden zugleich ein humorvolles, wie fruchtbares Irritationsmoment.

Livio Martina, Laura Erismann, Pit Ackermann

Das mobile Gemeinschaftszentrum wird vom 20.1.22 bis am 30.1.22 täglich auf dem Kornhausplatz betrieben. Es soll gegessen, ausgetauscht, diskutiert und voneinander gelernt werden.

Mit dem Ausstellungsbeitrag „exchanging spaces“ will die Interessensgruppe und deren Verantwortliche (Pit Ackermann, Livio Martina & Laura Erismann) auf die Wichtigkeit von shared spaces, besonders in Krisensituation aufmerksam machen. Beispielhaft anhand der Schützenmatte in Bern und des dortigen, mobilen Gemeinschaftszentrums Medina sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie shared spaces inkludierend gestaltet und von Marginalisierung betroffenen Menschen auf Augenhöhe begegnet werden kann. Der Ausstellungsbeitrag umfasst die Bereiche Fotografie, Performance und eine 10-tägige Intervention auf dem Kornhausplatz.
Während der gesamten Ausstellungsdauer werden im Kornhausforum Fotografien von Livio Martina zu sehen sein. Diese präsentieren die Entstehung und die Existenz des shared space Schützenmatte/Medina. Ergänzt wird die Dokumentation durch Alltagsbilder von Besuchenden des shared space Medina, aufgenommen mit Einwegkameras.
Im Sinne von „exchanging spaces“ wird der Medina-Container während der Ausstellung in einer Performance mit Hilfe vieler Freiwilliger von der Schützenmatte zum Kornhausplatz verschoben.

www.instabio.cc

Hyphen: Mona Neubauer, Alex Bradley

Die Pandemie hat die Wahrnehmung des öffentlichen Raumes um unser Wohnumfeld geschärft und das Bedürfnis nach Verweilqualität und Austausch-Möglichkeiten in diesen Räumen verstärkt. Stadträume leben durch die Präsenz und Aktivität des Menschen: alle profitieren von offener, einladender und freundlicher Infrastruktur. Diese Infrastruktur kann und soll aber nicht unilateral von offizieller Instanz gestaltet werden, denn Bedürfnisse sind ortspezifisch und wandelbar.
Guerilla Citizen möchte eine aktive Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum fördern. Aneignung anstossen, um sich in der Umgebung wiederzufinden und im Sinne einer Empowerment-Bewegung ermutigen, sich co-kreativ an der Nutzung und Gestaltung der eigenen umgebenden urbanen öffentlichen (Wohn)Räume zu beteiligen.

Aus eigenem Bedürfnis ist das Projekt Guerilla Citizen entstanden und hat kleine selbstinitiierte und inoffizielle Aktionen ausgeheckt und gebaut: kleine Mikro-Infrastruktur-Interventionen, die einen sinnstiftenden und lokalen Austausch ermöglichen, die konsumfreie, spontane Begegnungsmöglichkeiten schaffen, Bewegung und Erholung fördern oder lokale Netzwerke begünstigen.

www.hphn.ch

Navid Tschopp

Die Arbeit «Third Grid» des Künstlers Navid Tschopp entstand während des Lockdowns im Frühling 2020, als soziale Kontakte vermehrt über Videokonferenzen stattfanden. Etwa 20 Bekannte des Künstlers folgten der Einladung an einer Videokonferenz teilzunehmen. Sie wurden zu einer Tanz-Choreographie angeleitet, ähnlich dem Tutting, einem Street-Dance-Stil bei dem die Arme in rechtwinkligen Formen rhythmisch bewegt werden. Aus den simultanen Armbewegungen bilden sich im Galeriemodus der Videokonferenz geometrische und ornamentale Muster. Das Ornament ist ein kollektives Produkt der isolierten Individuen. Die Teilnehmenden bewahren dabei jedoch ihre Individualität. Es ist keine perfekte, sondern eine lebendige Choreographie. Die Videokonferenz wird zweckentfremdet und die Teilnehmenden setzen sich über die Beschränkung ihres Bilderrahmens hinweg, indem sie andere Muster über die Galerieansicht legen. «Third Grid» ist eine Übung, sich die digitale Welt kreativ anzueignen.

www.navid.ch

Claudia Christen, Andreas Seiler

Die Fotoarbeiten von Claudia Christen und Andreas Seiler zeigen junge Menschen bei ihren Freizeitaktivitäten im öffentlichen Raum: beim Skaten, Parkouren, Velofahren oder Autorestaurieren. Mittels grossformatiger Porträts und spezifischer aufgenommener Gespräche mit den Protagonist*innen befragen die beiden Kunstschaffenden, wie sich die Pandemie auf diese Gruppen auswirkte, die auf öffentlichen Plätzen ihrer Passionen nachgehen. Nachzuhören sind die Interviews mittels QR-Code neben der Fotoarbeit.

www.claudiachristen.com

www.seilertexte.ch

Lukas Kobel, Oliver Hofer

Die Arbeit «Wanderplatz» zeigt Blaue Stadtmobilien. Diese wandern durch das Quartier und bilden dort einen lebendigen Platz, wo vorher keiner war. Stuhl, Tisch und Schatten sind mobil und können von der Bevölkerung frei platziert werden. Wo parkiert wurde, sonnt sich eine Familie, wo Verkehr herrschte, essen Nachbarn zusammen. Der Wanderplatz ruft bei den Menschen ein Bewusstsein hervor und sensibilisiert sie dafür, wie der öffentlicher Raum neu gedacht werden kann, wo die Schwachstellen im öffentlichen Raum sind und wie sie ihre Stadt aktiv mitgestalten können. Dieses neue Bewusstsein soll sich nachhaltig durch die gestalteten Werkzeuge im öffentlichen Raum manifestieren können. Diese Werkzeuge sind verschiedene Elemente, welche sich mit den Themen des Wetterschutzes, der Konsumzwanglosigkeit, des Sitzens, Liegens und Rennens oder der sozialen Interaktion zwischen verschiedensten Menschen und Gruppen beschäftigen. Mit ihrem temporären Charakter passen sie sich ihrer Umwelt und der Situation an, ohne diese mit baulichen Massnahmen dauerhaft zu verändern.

Die Arbeit entstand mit freundlicher Unterstützung der IKEA-Stiftung Schweiz; Eternit Schweiz; FHNW HGK Basel; Burgergemeinde Bern

Luca Capt/Kolabor Architekten

Die Fotomontagen «Achtung die Stadt!» des Künstlers Luca Capt zeigen im Innen- und Aussenraum fantastische Ansichten der Stadt Bern. Bekannte Gebäude oder urbane Elemente aus anderen Städten werden in den Stadtraum der Bundeshauptstadt integriert. Im Aussenraum schlägt Capt eine Umnutzung der Casino-Autohalle als Wohnort vor. Da weht ein Hauch von architektonischer Weltläufigkeit durch Bern. Während der Pandemie war die aussenräumliche Erkundung der eigenen Stadt eine gute Möglichkeit, mit anderen Augen zu betrachten, was unmittelbar vor der Türe liegt: verborgene Winkel im Quartier entdecken und einen neuen Blick auf die Stadt gewinnen. Sichtbar wird in den Fotomontagen nicht nur was da ist, sondern was sein könnte. Der eingeschränkte Bewegungsradius der Pandemiezeit regt zum utopischen Denken an: was könnte uns Bern auch noch erzählen?

www.kolabor.ch

Freiluft Architekten

Die Installation «Va’ dove ti porta il cuore» greift die Fragmentierung des (halb)öffentlichen Raums durch Abgrenzungen, Zonierungen und andere Handlungsanweisungen auf und überträgt diese auf den umschränkten Raum der Ausstellung: Eine weisse Linie zieht sich durch den Stadtsaal; geometrisch präzise geführt zwar, sich einer eindeutigen Logik aber entziehend. Wird sie als Leitspur verstanden? Oder ist sie vor allem Grenzlinie? Oder vielleicht mal dieses, mal jenes – oder beides zusammen? Werden sich die Besucher:innen der unterschwellig eingeforderten Bewegungschoreografie unterwerfen? Wer hat die Macht und die Legitimation, hier was in welcher Weise zu verlangen und so die Deutungshoheit über den «geteilten» Raum im doppelten Wortsinn für sich zu reklamieren?

Mit freundlicher Unterstützung von Gerüstebau Schwarzenbach AG; Bauunternehmung Burn & Künzi AG

www.freiluft.ch

Benedikt Loderer, Ueli Marbach

«Es gibt zwei Schweizen, eine vor und eine nach Covid. Die vor der Pandemie, war jene des stets zunehmenden Wohlstands und des wachsenden Konsums, jene danach, eine Schweiz des langsamen Sinkflugs. Die Corona-Pandemie ist nur der Wecker. Er läutet und ruft: Covid ist die Passhöhe, von jetzt an geht’s abwärts. Wir, die gewohnt waren, immer reicher zu werden, werden ärmer. Wo der Zuwachs ausbleibt, beginnt das Elend. Wir betrachten als mitbewegte Beobachtende das Zerbröckeln des Wohlstands, das Verdampfen der Sicherheit, das Ende des Goldenen Zeitalters.
Wie sieht der Alltag aus jenseits der Wohlstandshöhe? Wir hören den Leuten zu. Sie haben keine Theorie, sie beschreiben nur ihre Lage. Es ist, wie es ist. Es sind Geschichten aus dem schweizerischen Mittelstand im Jahre 2035. So lebt die arme Schweiz.» (Benedikt Loderer)

Mit Kristin Schaffhauser, Urs Brönnimann
Regie: Rolf Gilomen
Kamera: Salvatore Devito
Text: Benedikt Loderer

KITTIK: Tobias Baitsch, Florian Berner, Johannes Hänggi, Silvio Koch, Henriette Lutz, Joana Teixeira Pinho, Lâra Wiederkehr

Durch die Pandemie ist die Architekturschule als öffentlicher Ort privat geworden, das Private, unser Zuhause ist öffentlich geworden.
Der Ausstellungsbeitrag von KITTIK macht die neue Realität des Distance-Learnings in einer simulierten Videokonferenz sichtbar. Die persönlichen Statements der Studierenden und Lehrenden verweisen auf eine subjektive Stimmung und sind das Abbild einer Momentaufnahme zu Zeiten der Pandemie.
KITTIK hat zur Foto-Challenge aufgerufen. Gefragt waren zwei Fotos, welche die Überlagerung von öffentlichen und privaten Räumen dokumentieren und zugleich die Bedeutung der analogen Schule hervorheben. Das erste Foto zeigt den ehemals privaten, jetzt öffentlich Raum welcher als Hintergrund in der Videokonferenz erscheint. Das zweite Foto zeigt die Person mit einem persönlichen Statement zu Fragen wie: Auf was freust du dich bei deiner Rückkehr an die Hochschule am meisten? Was kann ich nur in der realen Architekturschule erleben?
KITTIK ist ein Kollektiv, das von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen des Fachbereichs Architektur der Berner Fachhochschule initiiert wurde. KITTIK steht für einen offenen und akademischen Diskurs zu architektonischen und hochschulpolitischen Themen.

www.kittik.ch

Hotel Regina

brunnen gehn bewahrt dreiundsechzig verloren gegangene Kleidungsstücke und einen Schlüssel auf.
brunnen gehn arbeitet mit Schläuchen, Scheiten, Schemel, Stangen und Anderen.
brunnen gehn verlangsamt den Strassenverkehr bisweilen mit einem Platten.
brunnen gehn mischt Nachbarschaften, Ansichten und Wasserschichten.
brunnen gehn sitzt im Herzen des Verbandes profontaineschaudes.
brunnen gehn ist die Wiederbelebung zivilisatorischer Rudimente.
brunnen gehn ist das winterliche Baden in beheizten Brunnen.
brunnen gehn ist eine wahr gewordene urbane Legende.
brunnen gehn erreicht einundvierzig Grad Celsius.
brunnen gehn erweitert die Allmend um 5-14 m2.
brunnen gehn ist ein neuhergebrachtes Ritual.
brunnen gehn kennt den Brunnenmeister.
brunnen gehn kann man nicht mieten.
brunnen gehn ist in Zürich verboten.
brunnen gehn schafft Arbeitsplätze.
brunnen gehn wir so geschrieben.
brunnen gehn erzeugt Feinstaub.
brunnen gehn ist nicht bewilligt.
brunnen gehn ist Stadtkultur.
brunnen gehn schliesst an.
brunnen gehn ist flüchtig.
brunnen gehn taucht auf.
brunnen gehn eignet an.
brunnen gehn ist Kunst.
brunnen gehn dampft.

Die Arbeit entstand mit freundlicher Unterstützung der Burgergemeinde Bern und Temperatio, Stiftung für Umwelt, Soziales, Kultur

www.hotelregina.org

Mit freundlicher Unterstützung von: